STECKBRIEF
 

Anzahl und Namen der Mitreisenden:
1 (Birgit Ertl), zeitweise begleitet von Freunden

Fahrzeug: 
Carado V339

Reisezeitraum:
5 Wochen im Juli/August 2023

Zurückgelegte Kilometer:
ca. 9.000 km

Startpunkt: 
Leutkirch im Allgäu

Zwischenstopps:
Dunkirk (FR), Cornwall, Lizard, Newquay, Croyde, Fowey, Saltburn-By-The-Sea (ENG), Cardiff, Abergavenny, Llangennith, Manorbier, Afan Forest, Dyfi (WAL), Innerleithen, Edinburgh, Dunkeld, Laggan Wolftrax, Glenlivet, Torridon (SCO)

Endpunkt:
Schottland

Besonderheit:
Wohnmobil-Rundreise durch das Vereinigte Königreich zu den schönsten Mountainbike-Strecken

 

 

Birgit Ertl, eine leidenschaftliche Mountainbikerin, erfüllte sich einen lang ersehnten Traum: eine Rundreise durch das malerische Großbritannien. Mit ihrem Carado V339 pro startete sie in Leutkirch im Allgäu und machte sich auf den Weg zu einigen der schönsten Bike- und Surfspots – von den schroffen Küsten Cornwalls bis zu den wilden Bike-Parks Schottlands. Während ihrer 9.000 Kilometer langen Reise genoss Birgit die Kulturen und Landschaften Englands, Schottlands und Wales und die Freiheit des Campinglebens. In ihrer Reportage teilt sie ihre Erfahrungen, ihre Lieblingsspots und das Reisefieber in Großbritannien.

Großbritannien-Rundreise

mit dem Carado V339 pro durch England, Schottland und Wales

Schon seit einigen Jahren ist es ein Traum von mir, mit meinem Bike und Surfbrett Großbritannien zu bereisen. 2023 war es endlich so weit. Mein Wohnmobil von Carado stand ab Ende Juli für mich bereit, die Fähre von Dunkirk nach Dover und die ersten zwei Nächte auf einem Campingplatz im Süden Englands waren gebucht und los ging’s.

Nachdem alles Gepäck im V339 eingeräumt war, ging es elf Stunden lang nach Dunkirk, um mit der Fähre nach England überzusetzen. Zwei Stunden fährt man mit der Fähre von Dunkirk nach Dover. Danach waren es weitere sieben Stunden Autofahrt bis Lizard. Dort verbrachte ich die ersten zwei Tage, genoss die wunderschöne Landschaft, Tee und Scones (traditionelles englisches Gebäck) in den reizenden Kaffeehäusern von Lizard und plante meine ersten Bike- und Surftage in Newquay, Croyde und Fowey.

 

 

WOODY'S BIKE PARK

Wer es nach der langen Anreise nach England nicht erwarten kann, aufs Bike zu steigen, plant den ersten Bike-Stopp der Reise am besten in Fowey im Woody’s Bike Park. An der Südküste Englands, auf einer Anhöhe gelegen, bietet der Park einen wunderschönen Ausblick aufs Meer. Perfekte Strecken von blauen Flowtrails bis hin zu schwarzen Jump Lines bieten Abwechslung und ein Angebot für alle.

 

NEWQUAY & CROYDE

Beide Orte sind Paradiese zum Surfen. Den V339 habe ich einige Nächte in Newquay geparkt. Dort gibt es mehrere Parkplätze für eine Tagesgebühr von ca. sechs Pfund, auf denen man auch über Nacht stehen darf. Besonders im Sommer ist in Newquay viel los. Viele Touristen, hauptsächlich aus nördlicheren Gebieten in England, schätzen die traditionelle englische Stadt direkt am Meer. Ich fand besonders den Mix aus Surfkultur und Old English Town sehr spannend. Man kann direkt vom Strand zu den Pubs im Ort spazieren, um sich nach einigen Stunden im Wasser eine Portion Pub Food zu gönnen. Croyde liegt ca. 2,5 Stunden nördlich von Newquay. Die Straße nach Croyde, bzw. fast alle „Straßen“ in Cornwall, erwiesen sich als Abenteuer – eng, einspurig und mit Erd- oder Steinwänden links und rechts. Dazu kommt noch der Gegenverkehr. Es gibt viele Buchten, um dem Gegenverkehr auszuweichen, mit dem Wohnmobil sind aber selbst diese Buchten oft nur wenig Hilfe, da sie meistens kaum genug Platz für einen PKW bieten. Auch in Croyde erwarteten mich wunderschöne Sandstrände, mit denen ich in England nie gerechnet hätte. Unglaublich wie tropisch die Strände aussehen - türkises Wasser und feinster Sand erinnern an Fiji oder Hawaii. Lediglich die Temperaturen von 16 bis 18 Grad machen einem recht schnell wieder bewusst, dass man in England ist.

WALES

Auf Wales war ich besonders gespannt, da ich keine Vorstellung hatte, was mich erwarten würde. Von England und Schottland hatte ich bestimmte Vorstellungen aus Fernsehen, Social Media oder Erzählungen. Über Wales hatte ich vor der Reise ein wenig recherchiert, war aber trotzdem nicht sicher, was mich schlussendlich erwarten würde.

Mein erstes Ziel war der Flughafen von Cardiff, wo ich meinen guten Freund Scott abholen wollte. Er sollte mich eine Woche auf meiner Reise begleiten. Unser erstes gemeinsames Ziel: Dirt Farm in Abergavenny.

DIRT FARM

Wie der Name verrät, ist die Dirt Farm ein Bauernhof, auf dem Gwenda, die Besitzerin, ihre Schafe hütet. Vor über 10 Jahren beschlossen sie und ihr Mann, beide begeisterte Sportler, auf ihrem Grund einen Bike-Park zu bauen, um zusätzlich ein paar Pfund zu verdienen und zugleich etwas für die Jugend der Gegend zu bieten. Wir hätten keinen besseren Platz für unseren ersten Stopp in Wales wählen können. Die Bewohner empfingen uns wie alte Freunde. Zwischen den Abfahrten waren die Fahrten zurück zum Startpunkt mit einem Traktor immer nette Pausen, gefüllt mit angeregten Gesprächen mit den anderen Bikern. Unglaublich, wie freundlich alle waren und wie gemütlich die Atmosphäre im gesamten Park war. Drei Tage lang genossen wir das Angebot an spannenden Trails, Traktor-Shuttles und frischen, lokalen Speisen direkt im Bike-Park.

Für klassische UK-Vibes sorgte am Abend das Skirrid Inn. Nur fünf Minuten von Dirt Farm entfernt befindet sich das älteste Inn von Wales. Egal, ob man zum Abendessen einkehrt, auf ein Pint oder beides, man fühlt sich sofort wohl und wie ein waschechter Waliser.

 

LLANGENNITH BEACH & MANORBIER

Angekommen am nächsten Ziel Llangennith war ich von den Stränden im Süden von Wales fast noch mehr überrascht als von Englands Stränden. Kurz vor unserer Ankunft hatte es in Llangennith noch geregnet. Wir hatten den ganzen Strand fast für uns allein: Ein kilometerlanger Sandstrand, zu dem man über einen Weg in den Klippen gelangt. Es hätte schöner nicht sein können.

Obwohl die Lufttemperatur meistens nur um die 20 Grad betrug und das Wasser nie mehr als 18 Grad hatte, war mir nie kalt. Zum Surfen braucht man einen langen, mindestens drei Millimeter dicken Neoprenanzug. Auch bei der Kleidung sollte man eine warme, gefütterte Jacke für die Abende und eine Regenjacke für den immer wiederkehrenden Nieselregen dabeihaben.

Auch unser nächster Strandausflug in Wales zum Manorbier Beach war die Anfahrt auf den immer schmäler werdenden Straßen wert. Ein kleiner, versteckter Strand und gleichnamiges Dorf, direkt am Strand gelegen, boten wieder einen perfekten Surfspot aber auch Zeit zum Entspannen.

Nach zwei Tagen Strand und Surfen war wieder das Bike an der Reihe.

BIKE PARK WALES

Der größte, aber auch kommerziellste Bike-Park in Großbritannien ist sicher der Bike Park Wales. Wenn möglich, sollte man diesen am besten unter der Woche besuchen. An den Wochenenden kann es passieren, dass die Shuttle-Tickets ausverkauft sind oder es keine Leihräder mehr gibt. Unbedingt im Vorhinein online buchen. Hat man allerdings eines der begehrten Tickets, kann man sich auf ein Angebot von fast 50 Kilometern mit grünen, blauen, roten und schwarzen Trails freuen. Der Kermit Trail im Bike Park Wales ist der längste grüne Trail in Großbritannien. Nur ca. 15 Bike-Minuten vom Park entfernt gibt es einen Campingplatz. Zwei Tage verbrachten wir auf dem Campingplatz in der Nähe des Parks, genossen das abwechslungsreiche Angebot an Strecken und lernten viele neue, interessante Leute kennen. Wie die Engländer waren auch die Waliser aufgeschlossen, freundlich und voller Sarkasmus und schwarzem Humor.

 

AFAN FOREST

Um etwas für unsere Kondition zu tun, beschlossen Scott und ich für einen Tag in den Afan Forest zu fahren. In dem Trail-Center gibt es einige Bike-Strecken aber keine Shuttles. Afan Forest erwies sich als perfekter Tagesausflug. Das Angebot an Trails ist überschaubar und an einem Tag gut machbar.

Nach einer Woche musste Scott wieder nach Hause reisen, sodass ich mich allein auf den Weg in den Norden machte. Mein erster Stopp war Manchester, wo ich meine Freundin Nina vom Flughafen abholte. Sie begleitete mich auf den nächsten fünf Tagen meiner Reise. Unser Ziel: Schottland!

 

SALTBURN-BY-THE-SEA

Vor unserem Ziel Schottland legten wir noch einen Strandtag in Saltburn-By-The-Sea ein - auch ein wunderschöner Surfstrand, diesmal im Nordosten Englands. Der größte Unterschied zu den Stränden im Süden war die Wassertemperatur. In Saltburn betrug die Temperatur nur noch 14 Grad Celsius, mit einem guten Neoprenanzug aber auch kein Problem. So genossen wir auch hier einige Stunden im Wasser, bevor es am nächsten Tag weiterging nach Innerleithen.

INNERLEITHEN

Endlich waren wir in Schottland angekommen. Die Vorfreude war groß und wir wurden nicht enttäuscht. Innerleithen ist ein Paradies für Biker! Auf beiden Seiten des Tals gibt es zahlreiche Trails - insgesamt 350. Das Gebiet wird "area of seven hills" genannt und überall findet man Bike-Strecken. Angry Sheep und Big Baw waren zwei unserer Lieblingstrails. Bei Adrenalin Uplift kann man Shuttle-Tickets kaufen. Auch hier sollte man im Voraus online buchen, um an die begehrten Karten zu kommen. Adrenalin Uplift bietet nur auf einer Seite des Tals den Shuttle-Service an. Auf der anderen Talseite, genannt "Golfie", muss man die 650 Höhenmeter bis zu den Starts der Trails selbst hochfahren. In Innerleithen findet man alles, was das Bike-Herz begehrt: Unglaublich spannende Singletrails in der schönsten schottischen Landschaft, Uplifts, Uphill-Trails, Camping direkt am Trail-Center-Parkplatz, ein altes schottisches Dorf mit Pubs, Bike-Shop, Souvenirshops – wir waren begeistert.

Nach zwei spannenden Biketagen in Innerleithen war Ninas Zeit mit mir in Schottland leider schon fast zu Ende. Wir mussten wieder nach Manchester, von wo Nina nach Österreich flog. Davor stand aber noch ein Punkt auf dem Programm:

 

 

FARMER JOHN'S

Während unseres Roadtrips bekam Nina einen Tipp von einem Freund: Am Weg nach Manchester sollten wir unbedingt Farmer John’s Bike Park besuchen, was wir dann auch gemacht haben. Wie Gwenda es in Wales mit Dirt Farm gemacht hat, baute auch John seinen Hof in ein Bike-Paradies um. Seit 20 Jahren, erzählte uns John, entwirft er immer wieder neue Strecken. Mittlerweile findet man auf seinem Areal Dirt-Jumps, Flowlines, Enduro- und Downhill-Strecken. Parken und Übernachten durften wir für 10 £ am Gelände.

Wieder allein ging es für mich noch einmal zurück in den Norden nach Schottland.

 

EDINBURGH

Jas, ein guter Freund aus Edinburgh, mit dem ich früher als Skilehrerin in Neuseeland gearbeitet habe, zeigte mir seine Heimatstadt. Für einen Tag fühlte ich mich wie in einem Harry-Potter-Film. Die alten Bauten von Edinburgh geben der Stadt ein besonderes Flair, das man unbedingt erleben sollte. Für den Ausflug nach Edinburgh erwies sich ein Stellplatz direkt vor der Stadt als perfekter Ort zum Übernachten. Nach einem großartigen Tag in der Stadt und einer entspannten Nacht startete ich am nächsten Morgen weiter Richtung Norden.

DUNKELD

Der erste Stopp meiner Schottland-Tour war Dunkeld. Hier traf ich mich mit Freunden aus Salzburg. Gemeinsam erkundeten wir den Ort und die Trails um Dunkeld.

Meiner Meinung nach ist Dunkeld die perfekte Mischung aus einem abwechslungsreichen Single-Trail-Angebot und schottischer Kultur. Zwei Parkplätze erlauben Overnight-Stays gegen eine Gebühr von ein paar Pfund, was es ermöglicht, direkt im Ort zu campen, und auch die Trails sind von diesen Stellplätzen aus zu erreichen. Nach einem anstrengenden Biketag kommt man wieder in Dunkeld an, kann zum nächsten Pub radeln, in einer der Whisky-Bars einkehren oder in der Dunkeld Fish Bar Fish and Chips essen.

 

LAGGAN WOLFTRAX & GLENLIVET

Nach meinen Stopps in Edinburgh und Dunkeld plante ich einige eher abgelegene Ziele in den Wäldern Schottlands. Die Reise nach Laggan Wolftrax und Glenlivet sollte man auf alle Fälle mit einem vollen Tank antreten, um sicherzugehen, dass man ohne Probleme die nächste Tankstelle erreicht.

Laggan Wolftrax und Glenlivet eignen sich perfekt für zweitägige Ausflüge. Beide Orte bieten Trails, die perfekt für einen ausgiebigen Enduro-Biketag geeignet sind.

In Laggan Wolftrax findet man einen superblauen Trail sowie rote und schwarze, technische Trails. Auch Glenlivet bietet blaue bis schwarze Strecken. Zusätzlich findet man hier die größte Jump-Line Schottlands.

Auch in Glenlivet konnte ich wieder für eine geringe Gebühr direkt am Parkplatz des Trail-Centers übernachten. Nach zwei weiteren Tagen ging es weiter nach Torridon, was sich als größtes Abenteuer meiner Solo-Tour herausstellen sollte!

 

TORRIDON

Nach Torridon fährt man die letzten 15 Kilometer auf einer einspurigen Schotterstraße. Kurz vor dem Ort gibt es einige perfekte Stellplätze zum Übernachten. Als ich auf einem dieser Plätze an meinem ersten Morgen in Torridon aufwachte, staunte ich nicht schlecht, als mich ein Hirsch direkt vor meinem Fenster begrüßte. Der Hirsch entfernte sich auch nicht, als ich meinen Camper verließ, um mein Bike herzurichten - im Gegenteil, er tastete mit dem Geweih mein Vorderrad ab und beschnupperte die Felgen.

Nach meinem Wildlife-Erlebnis machte ich mich auf die Suche nach dem Lollipop Trail, der mir für Torridon empfohlen wurde. Leider hat mich niemand darauf vorbereitet, wie unwegig der Weg bergauf sein würde. Vier Stunden lang schob oder trug ich mein Bike. Am Ziel angekommen, machten aber die Aussicht auf Seen und sogar das Meer sowie die wunderschönen Berge die Anstrengung wett. Die Abfahrt bis direkt ans Meer war atemberaubend.

 

DYFI

Auf meinem Weg zurück in den Süden war mein letzter Bike-Stopp Dyfi Bike Park in Wales. In Dyfi traf ich mich mit Freunden aus England, die ich am Anfang meiner Reise kennengelernt hatte. Wir alle waren zum ersten Mal hier. Wir staunten über den riesigen Bike-Park, den die berühmten Atherton-Geschwister in einem wunderschönen, gebirgigen Teil von Wales gebaut haben. Auch wenn man kein Profi-Biker ist, sollte man sich Dyfi nicht entgehen lassen. Die entspannte Atmosphäre und die tolle Landschaft machten den Ausflug unvergesslich.

Nur noch wenige Tage blieben mir auf meiner UK-Tour, bevor ich wieder nach Dover zur Fähre musste. Ich beschloss noch drei entspannte Strandtage in Cornwall, im Süden Englands, zu verbringen und meinen Trip mit einem guten Buch und den Erinnerungen an viele unvergessliche Momente der letzten fünf Wochen ausklingen zu lassen.

 

FAZIT

Insgesamt bin ich 9.000 km gefahren - teilweise sehr anstrengend aufgrund der engen und holprigen Straßen. Trotzdem würde ich alles sofort wieder machen. Meine Erwartungen an Großbritannien, egal ob Kultur, Leute, Bike-Parks, Strände, Surfen, Essen oder Wetter wurden alle übertroffen, und ich kann es kaum erwarten, wiederzukommen.

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